Beitrag im WDR
Deutsche Gesellschaft für Zeitpolitik, Veröffentlichung im Magazin 12/18 Albert Klütsch „…zeitgemäss“ „herr, es ist zeit…“, sagt Rainer Maria Rilke in seinem wundervollen herbstgedicht an, „die zeit gehört dir…“ sagt Albert Einstein in seiner speziellen relativitätstheorie, weil uns die gleichzeitigkeit fehle, denn „die zeit ist eine funktion des ortes“. „gott ist die zeit…“ sagt Augustinus in seinen confessiones. „jedes hat seine zeit…“, sagt uns Johannes in seiner „geheimen offenbarung“. …und dann platzt 1989 nach einem reichen leben Robin Williams mit seinem „club der toten dichter“ in die verpasste krise der lebensmitte: „carpe diem!“ – und meine zeit ward neu geboren: „eswird nie mehr früher“. warum auch – keine vergeblichen rechtfertigungsversuche mehr für die verpassten gelegenheiten der vergangenheit, keine sorgen und ängste mehr um die risiken einer zukunft in einer offeneren welt – hier und jetzt ist dein leben: der sektor „gegenwart“ – bislang nur ein clash zwischen vergangenheit und zukunft – begann sich zu weiten und zu weiten und zuweiten. und die entschleunigung begann. zuvor war das leben flankiert von einem bürgerlichen katholischen elternhaus aus handwerker- und bauernfamilien, das seinen dem krieg zum opfer gefallenen bildungshunger stillte, indem es seinem erstgeborenen eine jesuitische internatsausbildung zumass, die sich vom sozial-demokratischen idealbild der 60-er leiten liess – „schickt eure kinder länger auf bessere schulen“ – und damit zugleich „unter dem muff von 1000 jahren“ im studium der rechts- und politikwissenschaften in München und Bonn den „68-er“ gebar. mit dem impetus „mehr demokratie zu wagen“ setzten Gustav Heinemann als bundespräsident – „ich liebe meine frau“– und Willy Brandt – „wir wollen ein volk der guten nachbarn sein“ – die personalen, die friedenspolitik der 70-er gen osten und die friedensdemonstrationen der 80-er gen westen die sachlichen akzente. das recht als richter am arbeitsgericht zu richten, für die politik als politiker zu rechten, gaben über die jahre den persönlichen antrieb – bis zu jenem tag, als ich mitglied im „club der toten dichter“ wurde. statt „massregelvollzug“ und „informationsfreiheit“ in langwierigen prozessen in gesetze zu giessen, galt es nach zehn jahren parlamentarischer arbeit nun die zeit ausserparlamentarisch zu gestalten: mit „amnesty international“, „attac“ und den „republikanischen rechtsanwälten“ war dem land „mehr demokratie“ einzuflössen als sich in den parlamenten. fraktionsdiszipliniert – „dein erfolg ist mein misserfolg, dein misserfolg ist mein erfolg“ – zu verbrauchen, zumal sich der neoliberale geist in den namen „clement“ und „steinbrück“ auch bereits in der nrw-spd einnistete und das parteilich inspirierte dasein beendete. „ad fontes“…es ging zurück zu den quellen – nach jahren der schauspiel- und sprechausbildung erschloss sich auf den „brettern, die die welt bedeuten“ eine neue welt, die mich die körpersprache lesen und projizieren lehrte: das fremde wurde durch das wort, die fremde durch die „schätze des orients“ entlang der seidenstrasse – usbekistan, kirgistan, tajikistan, mongolei – vertraut und machten mich als reiseleiter und autor heimisch: tempus fugit – zeilen und ziele enden:„da steh’ ich nun, ich armer tor – und bin so klug als wie zuvor…“07.06.1944 | geboren in Wesseling-Keldenich/Rheinland |
1950 – 1963 | Volksschule in Kerpen-Sindorf, Gymnasium in Bad Münstereifel, Oberrealschule/ Ignaz-Kögler-Gymnasium in Landsberg/Lech. |
1963 | Abitur |
1963 –1965 | Zeitsoldat (Fallschirmjäger)/ Leutnant der Reserve |
1965 –1970 | Studium der Rechts- und politischen Wissenschaften in Bonn und München – 1. Juristisches Staatsexamen in Bonn |
1970 –1974 | Gerichtsreferendar/ Stationsausbildung in US-Anwaltskanzlei 2. Juristisches Staatsexamen in Düsseldorf |
1974 –1980 | Richter am Arbeitsgericht in Bonn, Siegburg und Köln |
1980 –1990 | Abgeordneter des Landtages von Nordrhein-Westfalen Rechtspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion |
1981 – heute | Rechtsanwalt mit Schwerpunkten Arbeits- und Sozialrecht, Strafrecht, Mediation. |
1986 – 2014 | Fachanwalt für Arbeitsrecht |
2002 – 2004 | Schauspielausbildung bei der „Comedia Colonia“, Rainer Conrad, Köln |
2004 | Stimmausbildung bei Ewa Latoszek-Janota, Köln |
2004 – heute | Gaststudium der Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft, Albertus-Magnus-Universität Köln Theaterschauspieler in verschiedenen Ensembles |
2010 – heute | Reiseleiter vornehmlich nach Zentralasien, Mongolei, Ägypten Autor: „Auf der Suche nach dem Mythos Mekong“ |
Sprachen | Latein, Griechisch (Schulausbildung) Englisch, Französisch, Italienisch (Schulausbildung mit geübter Praxis) Spanisch, Russisch, Indonesisch (Grundkenntnisse) |
Interessen | Sprachen, Literatur, Theater, Reisen, Mythologie der Völker |
Feature | Traum meiner Kindheit…”mit 60 Jahren wurde er Schauspieler… – Protokoll einer Rückkehr” “rheinland” 01/2006 |